„Trotz der Wirtschaftskrise besteht ein Bedarf an Top-Talenten“, so das Ergebnis einer jetzt veröffentlichten Hewitt-Studie: Zwölf Prozent der befragten Unternehmen im deutschsprachigen Raum melden bereits jetzt eine steigende Nachfrage. In drei bis fünf Jahren werde sogar ein drastischer Anstieg prognostiziert, dann rechneten 67 Prozent der Unternehmen mit einem steigenden Talentbedarf, so Hewitt. Gleichzeitig verschärfe sich die demografische Entwicklung. In Folge werde der Talentengpass im weltweiten Vergleich in Europa am grössten: Mehr als 80 Prozent der Unternehmen stünden dann vor Problemen, ihre offenen Stellen zu besetzen. Die grössten Schwierigkeiten gebe es bereits jetzt, so die Studie, „bei der Rekrutierung von Mitarbeitern in den Bereichen IT/Engineering und Verkauf: Jeweils rund 70 Prozent der Unternehmen können Positionen in diesen Berufsgruppen nur schwer besetzen“.
Bei mehr als einem Drittel der befragten Unternehmen sei der Talentengpass bereits jetzt so stark, dass ihm das Management mit einer Anpassung der Unternehmensstrategie Rechnung tragen muss. Deshalb messen die Unternehmen der strategischen Personalplanung schon jetzt eine hohe Bedeutung bei, so die Autoren der Untersuchung. Der Stellenwert der strategischen Personalplanung werde in den kommenden drei bis fünf Jahren noch deutlich steigen: „Mehr als die Hälfte der Unternehmen prognostiziert, dass das Workforce Planning für Schlüsselpositionen an Bedeutung gewinnt, 27 Prozent gehen sogar davon aus, dass dessen Wichtigkeit stark zunimmt.“
Viele Unternehmen setzten aber ihre strategische Personalplanung unsystematisch um, obwohl sie dieses Führungsinstrument als zentralen Faktor für nachhaltigen Unternehmenserfolg erkennen würden. 81 Prozent der Unternehmen schätzen die Bedeutung von strategischer Personalplanung als hoch ein, mit den Ergebnissen ihres Workforce Plannings sind jedoch nur 35 Prozent zufrieden. Das ergab die Studie „Strategic Workforce Planning“ durchgeführt von der Personalmanagement-Beratung Hewitt Associates und des Instituts für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen (IFPM). Dazu wurden 129 Personalverantwortliche von multinationalen Konzernen und mittelständischen Unternehmen unterschiedlicher Branchen mit Hauptsitz vorwiegend im deutschsprachigen Raum befragt. „Strategic Workforce Planning steckt heute im deutschsprachigen Raum noch weitgehend in den Kinderschuhen. Dabei ist die strategische Personalplanung die Stellgrösse, um Unternehmen heute für die Zukunft zu rüsten“, sagt Charles Donkor, Studienleiter und Principal bei Hewitt Associates. Hewitt Associates ist nach eigenen Angaben „eine der führenden Managementberatungen im Bereich Human Resources, in den wichtigsten Wirtschaftszentren Deutschlands, Europas und weltweit präsent.“
Weitere Ergebnisse der Studie: Heute setzten zwar mehr als 70 Prozent der Unternehmen die strategische Personalplanung als Führungsinstrument ein. Sie tun dies aber eher unstrukturiert und teilweise isoliert von anderen HR Aktivitäten. Deshalb sind sie mit den Ergebnissen nur teilweise zufrieden: Bei kurzfristigen Personalanpassungen und operativer Personalplanung auf Jahressicht sind rund zwei Drittel zufrieden, beim Workforce Planning für Schlüsselpositionen und für das Gesamtunternehmen sind es jedoch nur 35 Prozent. „Die Unternehmen haben erheblichen Nachholbedarf bei der Umsetzung ihrer strategischen Personalplanung. Denn nur ein konsequent eingeführtes Strategic Workforce Planning ermöglicht, die Vorteile dieses Führungsinstruments zu nutzen“, sagt Ursula Knorr, Leiterin Fachbereich Personalmanagement der Universität St. Gallen.
Die Hewitt-Studie habe außerdem ergeben, dass strategische Personalplanung dann am besten funktioniere, „wenn die entscheidenden Player im Unternehmen dafür verantwortlich sind: Das sind zum einen HR und das Top-Management, am besten zusammen mit Linienverantwortlichen und strategischer Unternehmensplanung. Gestalten sie das Strategic Workforce Planning, sind Produktivität und Rentabilität am höchsten und das Unternehmen passt sich am besten an Veränderungen im Marktumfeld an.“
Ein weiterer Erfolgsfaktor sei, „strategische Personalplanung als laufenden Prozess zu organisieren“. Aber: Nur acht Prozent der befragten Unternehmen planen ihren Personalbedarf kontinuierlich. Die meisten Firmen passten ihre Pläne hingegen nur ein Mal im Jahr an (58 Prozent), acht Prozent tun dies sogar nur alle zwei Jahre oder noch seltener. „Eine laufende Anpassung der Pläne lohnt sich. Das Management ist mit den Ergebnissen zufriedener und die Bereitschaft, aufgrund der Ergebnisse Massnahmen zu ergreifen, ist ebenfalls signifikant höher. Wer nur sporadisch plant, läuft Gefahr, dass strategische Personalplanung als administrative Pflichtübung angesehen wird“, so Charles Donkor.
Auch bei der Wahl der Methoden hätten viele Unternehmen Nachholbedarf, so die Studie. Zwar nutze gut die Hälfte eine Gap-Analyse zwischen Personalbedarf und -angebot, aber nur 17 Prozent greifen auf Modellierungen, die auf verschiedenen Szenarien basieren, zurück. Immer noch hat ein Viertel der Unternehmen keine IT-Tools für die Administration des Strategic Workforce Planning im Einsatz. Strategische Personalplanung basiere dort lediglich auf Einschätzungen von Führungskräften und HR-Verantwortlichen.
Die Studie kann per E-Mail an pressegermany@hewitt.com kostenfrei bestellt werden.
4 Gedanken zu „Hewitt-Studie: Personalmangel trotz Krise“