Gibt es erfolgreiche Geschäftsmodelle im Web 2.0? Gibt es heute schon wirtschaftlich erfolgreiche Communities? Xing ist ein (Ausnahme-)Beispiel. Dessen Halbjahresumsatz ist hat sich im ersten Halbjahr 2008 nicht nur auf fast 16 Mio. EUR verdoppelt und das Ergebnis mehr als verdreifacht. Nicht nur dank einer steigenden Anzahl von Premiummitgliedern, die pro Monat knapp 6 EUR bezahlen. Viel interessanter ist in meinen Augen, dass es Lars Hinrichs gelungen ist, innerhalb von Xing einen Online-Stellenmarkt zu etablieren, der im ersten Halbjahr bereits einen Umsatz von 1,96 Millionen EUR erwirtschaftet hat, so die heute veröffentlichten Zahlen. Diese Jobbörse läuft nahezu vollautomatisch und ohne Verkäufer. Also: Ein Großteil des Umsatzes schlägt direkt auf das Ergebnis durch. Und ein Stellenmarkt innerhalb eines Business-Netzwerkes hat unschlagbare Vorteile, die kein Wettbewerber so schnell aufholen kann.
Was ist das Besondere am Xing-Stellenmarkt, den es gerade mal seit einem Jahr gibt? Aus meiner Sicht mindestens vier Punkte:
- Bereits auf meiner Startseite bekomme ich die zu mir passenden Stellen angezeigt. Je besser ich mein Profil (beruflicher Lebenslauf, Interessen, „Ich biete“, „Ich suche“) gepflegt habe, umso besser sind die Job-Empfehlungen.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Wow, das passt meist verdammt gut - Xing erreicht mit seinem Stellenmarkt und dessen Präsentation auch diejenigen, die nur latent suchen. also jene, die Lust auf einen neuen Job haben, unzufrieden sind usw., aber noch nicht aktiv eine „neue Herausforderung“ suchen.
Das ist bislang eine echte, vielleicht letzte Stärke von Print-Stellenanzeigen. - Xing hat den Stellenmarkt sehr clever in das Netzwerk eingebaut und nutzt die Stärken dieses Netzwerkes. Stellenanzeigen werden mir in jeder Jobbörse angezeigt. Aber nur bei Xing sehe ich eine Person hinter (in diesem Fall: rechts neben) der Anzeige. Die Person ist ein Personalberater, ein Mitarbeiter aus der Personalabteilung des Unternehmens, ein sonstiger Mitarbeiter des Unternehmens oder – und jetzt wird es richtig spannend – mein künftiger Vorgesetzter. Von ihm sehe ich nicht nur Namen und BIld, sondern kann auf seinem Profil auch seinen beruflichen Lebenslauf anschauen, etwas über seine Interessen lesen usw. Das finde ich schon beste Ansätze für das Vorstellungsgespräch. Vor allem aber kann ich sehen, ob jemand aus meinem Netzwerk diese Person kennt. Und so kann ich ohne große Recherche schon anfragen, ob der neue Chef „was taugt“, ob die Firma wirklich so toll ist wie beschrieben usw.
Das bietet mir – auch künftig – keine Online-Stellenbörse, auch keine Tageszeitung oder Fachzeitschrift - Xing hat sein Preismodell an die Internet-Preismodelle angepasst, ohne zum Preisdrücker zu werden. Abgerechnet werden 45 Cent pro Klick auf die Detailansicht der „Anzeige“. Ein „gutes“ Stellenangebot in einer Online-Jobbörse erreicht während seiner vier- bis sechswöchigen Laufzeit auch so um die 500 Views, kostet dort 500 bis 700 EUR. Bei Xing lässt sich aber sogar die Zahl der gewünschten Views der Anzeige buchen und so die Schaltung der Anzeige verlängern.
Das geht alles online und ohne Kontakt mit einem Verkäufer, so wie wir es z.B. von Google AdWords gewohnt sind. Ergebnis: Ein hochprofitables Geschäft.
Sicherlich ist der angebotene Stellenmarkt ein gut gelungener und ausgereiftes Tool. Allerdings, wo sich so viele User und potentielle Arbeitssuchende tummeln, sollte ein Service wie ein Stellenmarkt automatisch zum Erfolg führen. Und da steckt sicherlich noch weiteres Potential drin.
Ein Online Arbeitsmarkt ist ein sehr interessantes und lukratives Businessmodell. Und wenn die Zielgruppe bereits täglich da ist, umso besser. Noch mehr Konkurrenz für Zeitungen, die mehr und mehr über fehlende Anzeigen klagen.
Also diese Zahlen können sich sehen lassen. Ja die Zeitungen haben mehr und mehr ausgediehnt und alles spielt sich vermehrt Online ab. Beeindruckend zu sehen, wie solch ein Newcomer großen Mediengiganten die Show stiehlt und abräumt. Respekt!
Hallo Bernd, also ich finde das Xing eigentlich das beste Netzwerk ist. Ich bin zwar auch bei Facebook, aber Xing hat für mich einfach einen beruflichen Mehrwert. Facebook ist eher für den privaten Bereich gedacht – meine Meinung 😉 Gruß, Daniel