Interviews sind meist langweilig. Ein erfrischendes Interview mit „Hubert Burdas Prinzessin“ (F.A.Z.) Christiane zu Salm zu ihren Online-Projekten, den künftigen Aufgabenstellungen für Medienhäuser, Communities, Google, E-Commerce und den Salm-Studios auf dem Burda-Gelände steht heute in der F.A.Z:
Frau zu Salm, stirbt Print?
Nein. Zeitschriften und Zeitungen sterben genauso wenig wie seinerzeit das Buch.
Danke. Genau das wollten wir hören.
Moment, so beruhigend war das nicht gemeint: Die Print-Erlöse sind auf hohem Niveau, aber insgesamt rückläufig. Was wir erleben, ist erst der Anfang dramatischer Veränderungen, und niemand weiß, wann die Talsohle erreicht ist.
Klar erteilt das Burda-Vorstandsmitglied journalistisch erzeugtem „Paid Content“ eine Absage. Auf die Frage, ob man künftig für diese Inhalte im Netz Geld verlangen kann, sagte sie: „Aus meiner Sicht nein. Da sollten wir uns keine Illusionen machen. Journalistisch gestaltete Inhalte allein sind sehr schwer zu refinanzieren. Mag sein, dass der ein oder andere Fall profitabel wird, die Erlösquelle der Zukunft ist der Verkauf von Inhalten bestimmt nicht.“
Aber welche Erlösquellen gibt es stattdessen? Christiane zu Salm: „Indem wir Commerce, Inhalt und Monetarisierung zusammenbringen. Im Hause Burda bauen wir die Vermarktungsplattform der Zukunft. Wir bündeln so Zielgruppen, verknüpfen Print, Online-Auftritt und E-Commerce. Wer dann auf die Homepage von „Elle“ klickt, kann vielleicht eine Designertasche kaufen. Oder bei „Meine Familie & ich“ Tischdekoration und Küchengeräte bis hin zur Bratpfanne.“
Davon ist Burda gar nicht so weit entfernt: „Mein schöner Garten“ betreibt bereits sehr erfolgreich die Garten-Arkaden, wie Daniela von Heyl, Head of Online & Community-Management bei Hubert Burda Medien vor ein paar Wochen in Wiesbaden beim Social Commerce Forum berichtete.
Ohne Scheu vor verärgerten Anzeigenkunden wählt man für die Bereiche Pflanzen, Stauden, Terrassenmöbel, Outdoor, Gartentechnik, Teichtechnik und Blumenstrauß jewiels einen Partner-Shop aus und präsentiert ihn prominent. Dem Marktplatz-Konzept (Agenturen: AntTrail und Onlinepuls) rund um Haus und Garten sind kaum Grenzen gesetzt. Burda hat sich auch schon jede Menge naheliegender Namenskombinationen für „…-Arkaden“ als Domains gesichert…
Die Burda Social Brands GmbH ist jeweils Betreiber der Shops, die hochpreisigen Produkte kommen von den jeweiligen Partnern. Dass sich deren Sortiment zuweilen überschenidet, störe bei diesem Mall-Konzept überhaupt nicht, so von Heyl. Ihre Kunden kommen nicht nur via Heft zur Mall, sondern auch dank Suchmaschinen-Marketing: Da seien die Wettbewerber „noch nicht so gut aufgestellt“, sagte sie beim SocialCommerce-Forum der KongressMedia Anfang Juni in Wiesbaden.
Zurück zum Interview mit Christiane zu Salm: Ja, sie will auch als Verlagshaus Bratpfannen verkaufen: „Wir müssen uns öffnen für neue Geschäftsfelder. Gerade beim Thema Kochen rechnen wir uns beste Chancen aus. Die Zeitschrift „Meine Familie & Ich“ ist Marktführer in ihrem Bereich, dieses Potential müssen wir nutzen, etwa das Merchandising stärker ausbauen.“
F.A.Z.: Mit Journalismus hat das nichts zu tun.
zu Salm: Anzeigen sind auch kein Journalismus. Es wird in Zukunft darum gehen, den Leser zum Kunden zu machen oder als solchen zu vermitteln. Von alten Denkhaltungen müssen wir uns verabschieden. Es werden diejenigen verlieren, die sich hinter ihren Mauern verschanzen, die digitale Welt nicht verstehen, die nicht sehen wollen, wie das Netz die Welt verändert.
Burda verkauft sogar schon Pfannen in der Garten-Mall von „Mein schöner Garten“, aber das sind Kugelpfannen, Ersatzteile für Rasenmäher …
Ein Gedanke zu „Burda-Vorstand zu Salm: So verdienen Verlage Geld im Internet“