Schlechte Noten für die Medienhäuser in Sachen Online: Sie kriegen die neuen Geschäftsmodelle nicht in den Griff, so das Fazit der neuen Studie „Klasse statt Masse?“ von Delotte. Bereits vor gut eineinhalb Jahren zogen die Berater ein ähnliches Fazit: Die Medien hätten Probleme, ihre unterschiedlichen Online-Geschäftsmodelle zu managen, hieß es in der Deloitte Studie „Voll im Bild?“ . Seither ließe sich die Medienbranche zwar zunehmend auf das Online-Geschäft ein und setze ihre Hoffnung, insbesondere seit der Einführung von Apples iPad, auf bezahlten Premium Content. Entgegen dieser neuen Dynamik stagniere aber der Entwicklungsstand des Online-Controllings. Deloutte: „Insbesondere die verwendeten Kennzahlen sind oftmals ungeeignet“. Demnach stünden Online-Anbieter aktuell vor der Herausforderung, ihre Kennzahlen systematisch zu überdenken.
„Wir sehen bereits länger einen klaren Trend in Richtung Online-Geschäft. Wichtig ist es, nun zu reagieren und gerade das Online-Management zeitgemäß aufzustellen. Die zentrale Herausforderung liegt dabei darin, unbedingt die jeweiligen Besonderheiten der unterschiedlichen Geschäftsmodelle zu berücksichtigen“, sagt Klaus Böhm, Director Media bei Deloitte laut Pressemitteilung. Insgesamt identifiziert die Deloitte Studie „Klasse statt Masse?“ vier Herausforderungen, vor welchen Online-Anbieter bei Kennzahlen stehen.
Die betrachteten Medienunternehmen versuchen mehrheitlich, ihre Online-Geschäfte einheitlich zu managen. Vernachlässigt werd somit, so die Deloitte-Pressemitteilung, dass der „kleinste gemeinsame Nenner“ aller Online-Aktivitäten keineswegs den individuellen Anforderungen genüge und insbesondere die Marktposition und der Reifegrad vernachlässigt werden.
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist demnach, dass gerade strategische Erfolgsfaktoren der einzelnen Online-Geschäfte unberücksichtigt bleiben. So wird nicht einmal die Markenbekanntheit ausreichend berücksichtigt – von einer Kundenwertermittlung sei man noch weit entfernt. Gleiches gelte für die Messung von Chancen und Risiken der jeweiligen Online-Angebote.
Überraschend ist für die Autoren das Übergewicht von Kennzahlen aus dem Bereich der Web-Analytics. Kennzahlen zur Messung der Marketingeffizienz gelten zwar als wichtig, generell werden monetäre Kennzahlen dennoch häufig vernachlässigt. Somit fehlten im Online-Geschäft fast durchgängig Controlling-Methoden, die in der Offline-Welt zum Standardrepertoire gehören.
Trotz des dynamischen Umfelds zeigt die Studie, so die Pressemitteilung, dass im Online-Geschäft klassische Controlling-Ansätze vorherrschen. Die Organisation, bestehende Prozesse und für das Controlling notwendige IT-Systeme erschwerten aktuell die Verwendung geeigneter Kennzahlen. So scheitern beispielsweise Kundenauswertungen oft bereits systemseitig, so die Deloitte-Studie „Klasse statt Masse?“.
„Nahezu alle der befragten Unternehmen weisen in Sachen Kennzahlen und Online-Controlling noch Optimierungspotenzial auf. Zu viele Kennzahlen ohne Berücksichtigung der wesentlichen Erfolgsfaktoren sowie generelle Schwierigkeiten, die Controlling-Inhalte an die Erfordernisse der Online-Geschäfte anzupassen, gehören zu den Hauptursachen des Dilemmas“, wird Nicolai Andersen, Partner bei Deloitte im Bereich CFO Services, in der Pressemitteilung zitiert.
Gemeinsam mit Experten aus Praxis und Wissenschaft hat Deloitte in einem Delphi-Ansatz Handlungsempfehlungen diskutiert und einen siebenstufigen Ansatz erarbeitet, der in der Studie vorgestellt wird. Der Fokus liegt darauf, vom Geschäftsmodell ausgehend die für die jeweilige Positionierung und den Reifegrad angemessenen Kennzahlen zu identifizieren, diese geeignet zu priorisieren und an der Strategie auszurichten. „Es kommt für die Medienunternehmen jetzt darauf an, ihr Online-Controlling konsequent und zielgerichtet weiterzuentwickeln“, resümiert Nicolai Andersen.
Die Studie „Klasse statt Masse?“ gibt es bei Deloitte zum Download (PDF, 2,3 MB).
Deloitte: Medien steuern Online-Geschäft schlecht?! Wohl eher nicht. Das Problem ist doch eher, dass man genau weiß, wo man nicht hin will und nur selten, wo man ankommen will.
Insofern kann man das Controlling, die Kennzahlen, etc. mit dem Nutzen von Anweisungen eines Beifahrers vergleichen, der nicht weiß, wo man, wo der Fahrer ankommen will 😉
Also die Markenbekanntheit ist, so scheint es mir, der wichtigste Faktor zu sein. Neue Medien wissen zwar um dieses Potenzial, doch die Kosten für Werbung sind enorm.